Das Ex-Steag-Gelände samt Umfeld werden in Zukunft riesige Lkw-Ströme verursachen. Bild: OpenStreetMaps

„Die gesamte Vermarktung der ehemaligen Steag-Fläche in Lippholthausen nimmt den falschen Weg.“ Dieses Fazit zieht die GFL-Fraktion mit Blick auf die jüngste Sitzung des Ratsausschusses für Stadtentwicklung. Die Überbelastung der Straßen sei schon heute deutlich spürbar, der Gewerbeverkehr nicht mehr zu verkraften. Und: Die Stadt müsste trotz ihrer schweren Finanzmisere Verkehrsknotenpunkte aus eigener Tasche stärken. Zudem würden Belange des Umwelt- und Klimaschutzes sträflich missachtet, so Andreas Dahlke, Vorsitzender der GFL-Ratsfraktion.

„Wir haben schon jetzt massive Verkehrsprobleme durch den Gewerbeverkehr in Lünen“, so Dahlke, „die Art und Weise, wie die Ex-Steag-Fläche jetzt vermarktet werden soll, wird die Lkw-Ströme nochmals deutlich ansteigen lassen.“ Dahlke macht auf einige Großprojekte aufmerksam, die bereits genehmigt wurden. Dazu gehörten die Klärschlammverbrennungsanlage der Firma Innovatherm, eine ähnliche Verbrennungsanlage der Firma Remondis, die GWA habe eine Großsortierungsanlage im 24-Stunden-Schichtdienst gebaut, Lidl bekomme eine der größten Verteileranlagen gegenüber von Stolzenhoff und die viel diskutierte Kühlhausanlage an der Elsa-Brandström-Straße in Brambauer sei fertiggestellt. Obendrein: Über dem Steag-Gelände kreise ein großes Fragezeichen: Wer sich dort ansiedeln werde, sei noch offen. „Es dürfte aber klar sein, dass dieses riesige Industriegebiet für massiven Verkehrszuwachs sorgen wird.“

„Lünen droht im Verkehrschaos zu versinken“, so Dahlke. „Dem Vernehmen nach hat die Eigentümerin dieses Geländes, die Hagedorn-Gruppe, die Fläche bereits an ein Großunternehmen vergeben. Auch das wird weitere Gewerbe-Verkehre anziehen, was die vorhandenen Straßen gar nicht aufnehmen können.“ Ein Ausbau der Straßen und deren Knotenpunkte müssten ausgebaut und allein von der Stadt Lünen bezahlt werden, da sich das Land an weiteren Ausbauten nicht mehr beteiligen werde. Dahlke weiter: „Verkehre hören im Übrigen nicht an der Stadtgrenze auf.“ So wolle die Nachbarkommune Dortmund die Brechtener Niederung zu einem großen Gewerbegebiet entwickeln.

Der GFL-Ratsfraktionsvorsitzende kritisiert, dass sich Verwaltung und Ratsmehrheit auf die Ansiedlung von Großbetrieben konzentrierten. „Wir wissen, dass diese Betriebe nicht zwangsläufig bessere Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber sind als kleinere und mittlere Unternehmen.“ Dahlke ergänzt: „Die GFL freut sich über neue Betriebe, die in Lünen Arbeitsplätze schaffen. Gar keine Frage. Aber die Infrastruktur muss stimmen. Diese stimmt nicht – und Lünen steckt mitten in einer schweren Haushaltskrise.“ Verkehrsnotenpunkte jetzt in städtischer Eigenleistung für Großbetriebe zu stärken sei „klar der falsche Weg“.

Dahlke erinnert an das“Entwicklungskonzept Wirtschaftsstandort Lippholthausen 2030″. Dieses Konzept sei großartig gelungen und beschreibe Lippholthausen als einen zukünftig grünen und modernen Wirtschaftsstandort, der Ökologie und Ökonomie zeitgemäß zusammenführe. „Dieses sehr gute Konzept liegt in der Schublade und wird weder von Verwaltung noch von SPD und CDU berücksichtigt. Das ist wirklich sehr traurig.“

Die GFL-Ratsfraktion macht darauf aufmerksam, dass nicht nur das Ex-Steag-Gelände nach den Kriterien des vergangenen Jahrhunderts vermarktet werden solle, sondern zusätzlich auch das Eingangstor am „Lüner Brunnen“. Dort befinde sich eine städtische Fläche von 1,3 Hektar, die derzeit landwirtschaftlich genutzt werde. Diese Fläche ist laut Expertenmeinung eine wichtige Naturfläche, die u. a. als Frischluftschneise erhalten werden sollte. Ausgleichflächen für diese Nutzungen seien im ganzen Stadtgebiet Lünen nicht vorhanden.