Nach dem Interview des Sparkassenchefs hatdie GFL-Ratsfraktion den Eindruck, dass die Sparkasse einer Dauerbaustelle gleicht – es gibt dort viel zu tun. (Foto: GFL)

Der Vorstand der Sparkasse an der Lippe ist mit dem Geschäftsjahr 2017 „sehr zufrieden“. Da lehnen sich die Kunden beim Lesen des RN-Interviews mit Sparkassenchef Thomas Lohmann (erschienen am 24. August) erst einmal zufrieden zurück. Aber 30 Zeilen später lesen sie in vernebeltem Bank-Chinesisch, dass der Gewinn um mehr als die Hälfte eingebrochen ist. Darüber ist Thomas Lohmann „sehr zufrieden“? Aber jetzt soll es das böse Bilanzformblatt sein, das die Überschüsse nicht vollständig aufführt. Da fällt einem Leser doch glatt die morgendliche Kaffeetasse aus der Hand.

Die GFL-Fraktion weiß auch, dass die gesamte Bankenlandschaft unter die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und einer schwierigen Wettbewerbssituation leidet, erwartet aber vom Vorstandschef Lohmann klare und ungeschönte (!) Aussagen über die Lage der Sparkasse nach der Fusion mit der Sparkasse Werne im Jahr 2016, die von vielen Bürgerinnen und Bürgern mit großer Skepsis begleitet worden ist.

Das gesamte Interview soll an dieser Stelle nicht Gegenstand einer kritischen Betrachtung sein. Aber eine besonders dreiste Sprachschöpfung des Herrn Lohmann sollte doch nicht so stehen bleiben. Für die GFL-Fraktion ist die Schließung einer Filiale eine Schließung. Für Herrn Lohmann ist eine Schließung wie bspw. die Schließung der Zweigstelle Bebelstraße keine Schließung, sondern eine Zusammenlegung. Die Filiale im dicht besiedelten Wohngebiet wird also zusammengelegt. Mit welcher Filiale? In Lünen-Süd oder mit der Hauptstelle? Wir erfahren es in dem Interview nicht.

Und flugs folgt die nächste Nebelkerze: Die Jahresbezüge von 343.000 € für Herrn Lohmann als Chef eines öffentlich-rechtlichen Kreditinstituts „lehnen sich an Empfehlungen für Vorstandsmitglieder an“. Wer empfiehlt solche Gehälter für Provinzbanker? Natürlich der eigene Sparkassenverband, der weiß wohl, was den eigenen Jungs zusteht. Kompliment: ein Provinzbanker bekommt mehr als die Bundeskanzlerin (ca. 311.000 €) und sogar noch 1.000 € mehr als der Präsident der USA, Donald Trump, (umgerechnet 342.000 €; Quelle: FAZnet: Gehälter der TOP-Politiker; aktualisiert am 18.8.17). Spätestens jetzt ist die morgendliche Kaffeetasse wieder auf dem Boden gelandet.

Zusammen mit den traumhaften Pensionszusagen und sonstigen Vergünstigungen saugen die drei Vorstandsmitglieder einen nicht unbedeutenden Teil der Einnahmen auf. Der mit drei Personen üppig besetzte Vorstand erhält Vergütungen und sonstige Vergünstigungen, die betraglich etwa 2/3 des Bilanzgewinns entsprechen – unglaublich – unserer Meinung nach stimmt hier doch etwas nicht – oder?

Und wie sieht es denn nun mit einer Reduzierung der Vorstände von drei auf zwei aus? Man fragt sich eh, was die den ganzen Tag zu entscheiden haben. Da wird Lohmann ganz locker: Eine Reduzierung „bereitet ihm keine schlaflosen Nächte“. Die Antwort fällt aus seiner Perspektive eines bald 65-jährigen natürlich nicht schwer.

Die GFL-Fraktion dankt für das kurzweilige Interview. Es spiegelt das Geschäftsgebaren und Verständnis des „Chefs des Bankhauses Lohmann“ wider. Eine Frage bleibt aber, wann findet bei der Mehrheit der Verbandsversammlung unserer Sparkasse endlich ein Umdenken in wesentlichen Punkten der Aufstellung unserer Sparkasse statt? Bisher sind hier unsere GFL-Vertreter (noch) in der Minderheit.  

Gerd Kestermann
im Namen und Auftrag der GFL-Ratsfraktion

Provinzbanker zündet nur Nebelkerzen – RN 4. September 2018