Die zweite Hälfte der alten Friedrich-von-Bodelschwingh-Förderschule in Bergkamen-Heil sollte nach der Teilung und Neuerrichtung der anderen Hälfte in Lünen (bis 2028) für über 40 Mio. Euro saniert und durch Neubauten am alten Standort hergerichtet werden. Dieser Empfehlung einer Machbarkeitsstudie stimmte der Kreistag vor wenigen Tagen zu. Die Kreistagsfraktion der beiden Wählergemeinschaften GFL (Lünen) und WfU (Unna) kritisiert diesen Beschluss: Mit dem Votum werde die Chance vertan, auch für die zweite Hälfte nach der Teilung eine neue und moderne Schule an einem geeigneten Standort zu bauen.
Eine Machbarkeitsstudie des Architektenbüros „Baupiloten“ hatte untersucht, welche Varianten für die Sanierung bzw. für den Neubau der Förderschule der zweiten Hälfte am Standort in Bergkamen in Frage kommen. Kunibert Kampmann, Sachkundiger Bürger der GFL+WfU-Kreistagsfraktion: „Die Machbarkeitsstudie nimmt jedoch keinen Bezug auf einen Neubau an anderer Stelle – obwohl das beauftragte Büro der „Baupiloten“ klar und deutlich die suboptimale Lage des bisherigen Standortes in Bergkamen Heil beschreibt und der Auftrag nach Kreistagsbeschluss lautete, ggf. den Neubau auch andernsorts zu prüfen.“ Damit werde eine Chance vertan, für sicherlich höhere Baukosten eine moderne Förderschule auch für die zweite Hälfte an einem geeigneten Standort zu bauen, so Kampmann.
Die GFL+WfU-Kreistagsfraktion kritisiert den Standort in Bergkamen-Heil als weitgehend ungeeignet. Das Gebiet sei umringt von Weideland, Wald, viel Feuchtigkeit und dem Kraftwerk Bergkamen. Es gebe kaum Wohnsiedlungen, die Schule sei nicht an den ÖPNV angeschlossen. Kampmann: „Der Standort ist nicht inklusionsgerecht!“
Kampmann relativiert die Aussage der Studie, wonach die Sanierung und Ergänzung des Gebäudes günstiger und nachhaltiger als ein kompletter Neubau sei. „Nachhaltigkeit ist aber auch gegeben, wenn die Gebäude anders genutzt würden. Mit seinem Beschluss, den Empfehlungen der Studie zu folgen, habe der Kreistag mit seiner Mehrheit einen falschen Weg eingeschlagen. Das Projekt berücksichtige nicht ausreichend die Bedürfnisse der Schüler mit Blick auf gesellschaftliche Teilhabe. Das sei mit dem Standort Bergkamen-Heil schon seit Jahrzehnten nicht gelungen.
Kampmann nennt einen weiteren Grund, warum die GFL+WfU-Kreistagsfraktion der Machbarkeitsstudie nicht zustimmen konnte: Durch die aufwändigen Bauarbeiten am Standort Bergkamen-Heil müssten die Förderschüler – wenn direkt mit den Sanierungen einiger alter Gebäude und Neubau der Ergänzungen am alten Standort begonnen werde – drei bis vier Jahre in Containern unterrichtet werden. Das sei eine Zumutung. Aber wenn es denn schon so gemacht werde, müsse sichergestellt sein, dass zeitnah mit dem Umzug der einen Hälfte der Schule in den Neubau nach Lünen auch der alte Standort in gleichwertiger Weise zur Verfügung steht. Darüber fehle jede Aussage und Angabe einer verbindlichen Zeitschiene. Abgesehen davon fehle auch für diesen Aufwand eine Kostenschätzung in der Machbarkeitsstudie; damit würde sich der in der Studie genannte Preisunterschied zwischen Sanierung und Neubau deutlich verringern.