Das Lippe Berufskolleg Lünen (LBK) ist nicht nur wegen der rund 2300 Schülerinnen und Schülern (davon 815 Berufsschüler/-innen) sowie den fast 40 Bildungsgängen eine der führenden Berufskollegs in unserer Region. Auch mit Blick auf die Ergebnisse der Qualitätsanalyse, die Erfolge bei der Förderung lernschwacher junger Leute, die breit aufgestellten Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen, Sozialverbänden bis hin zur Fachhochschule Dortmund und nicht zuletzt mit seiner Integrationsarbeit spielt das LBK in der Champions League.
Diesen Eindruck gewann eine Delegation der GFL-Ratsfraktion mit Prof. Dr. Johannes Hofnagel, Dr. Ulrich Böhmer, Hans Peter Bludau und Kunibert Kampmann bei einem Informationsbesuch im LBK. Schulleiter Arno Franke stellte den Gästen das gesamte Arbeitsspektrum des LBK und auch seine persönlichen Zielsetzungen vor.
Mit dem Abschluss der dreieinhalbjährigen Sanierungs- und Neubauphase sei sein größter beruflicher Traum in Erfüllung gegangen, betonte Franke. Das LBK (bekanntlich in der Trägerschaft des Kreises Unna) als Dienstleister für die berufliche Bildung stehe nach dem Wegfall der Einzugsbereiche in Konkurrenz zu anderen Berufskollegs.
„Kein Schüler darf auf dem Weg in die Beschäftigung verloren gehen“, bekräftigte Arno Franke. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des aktuellen Fachkräftemangels müssten alle Fördermöglichkeiten ausgeschöpft werden, um auch Lernschwache ausbildungsreif zu machen. Die Förderung bezieht sich auch auf Langzeitarbeitslose. Die Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt lag in den letzten Jahren bei rund 30 Prozent.
Franke informierte die GFL-Ratsmitglieder über die enge und wichtige Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern wie z. B. dem Bauverein, SIBA, Remondis, den Stadtwerken, den Banken, den Kammern, dem Jobcenter, der Arbeitsloseninitiative, der Arbeitsagentur und der Stadt Lünen und neuerdings auch mit der FH Dortmund. „Wir brauchen übers Jahr 800 Praktikumsplätze““, sagte der Schulleiter und unterstrich damit die hohe Bedeutung der Kooperationen auf vielen Feldern. Ebenso gilt es in allen relevanten anderen Feldern wie dem Übergang zum Studium und der Berufstätigkeit mit anderen Institutionen zusammen zu arbeiten.
Auch das Flüchtlingsthema ist bei dem LBK längst angekommen. Zu den vorhandenen 25 Flüchtlingen kommen – Franke – jetzt 40 hinzu. Die Herausforderungen seien groß „Die Flüchtlinge verstehen uns und die Mitschüler nicht“, berichtet Arno Franke. Die so genannte Go-In-Schule (also die unmittelbare Teilnahme von Flüchtlingen am Unterricht) ist in der Sekundastufe II vor dem Hintergrund der fehlenden deutschen Sprachkenntnisse in Verbindung mit dem unmittelbar bevorstehenden Übergang in Arbeit und Ausbildung nicht das angemessene und optimale Konzept. Darum gebe es jetzt internationale Förderklassen mit speziellen Sprachkursen und Praktika, so Arno Franke. Die GFL stützt diesen neuen Weg des LBK und bezeichnet die Go-In-Schulkonzeption im Alltag der Schulen und insbesondere für den des LBK als nicht erfolgversprechend.
Einen breiten Raum nahm bei dem Besuch das Thema Inklusion ein. Das LBK plant die Kooperation mit dem Förderzentrum Unna-Nord, das bekanntlich Kunibert Kampmann leiten wird. Zur Inklusion hat Franke einen umfangreichen Anforderungskatalog aufgestellt, da eine optimale und pädagogischen Ansprüchen gerecht werdende (effektive) Förderung vom LBK derzeitig noch nicht geleistet werden könne. Vor dem Hintergrund der immer komplexer werdenden individuellen Biographien der Schülerinnen und Schüler müssten individuelle Fördermaßnahmen kreativ ausgeweitet und verstärkt werden. Es seien neue Organisationsstrukturen notwendig wie z. B. Klassenstärken von 20 Schüler/-innen bei höchstens fünf Schüler/-innen mit Förderbedarf und ein hoher Anteil an Doppelbesetzungen. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Förderung von Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf im Berufskolleg und an den Förderschulen pädagogisch gleichwertig gelingt.
Arno Franke informierte ferner über die Qualitätsanalyse in seiner Schule, bei der die Bezirksregierung Arnsberg von 25 zu bewertenden Kriterien neun Mal die Note „vorbildlich“ vergab und es in mehreren Bereichen nur noch geringe Optimierungsmöglichkeiten bis zur Bestnote gab. Neu für die GFL-Vertreter war, dass das LBK auch ein Projekt zur Jungtrainer- und Schiedsrichter-Ausbildung anbietet, das als vorbildlich und Vorzeigeprojekt einzustufen ist.