Der riesige Schwarzbau „Datteln IV“ türmt sich direkt vor der Wohnbebauung auf. Foto: BUND NRW

Die Wählergemeinschaft Gemeinsam Für Lünen (GFL) sieht die Gesundheit der Bürgerinnen und
Bürger in Lünen und Umgebung durch immer mehr Umweltbelastungen in Gefahr. Krebserregende
Öl-Pellets wurden bei Steag verbrannt, Trianel und zukünftig Datteln IV stoßen nicht nur CO2
sondern auch hochgiftiges Quecksilber aus. Alles zusammen belastet die Gesundheit der Menschen.
Die GFL-Stadtratsfraktion will den Umwelt- und Gesundheitsbelastungen auf den Grund gehen.

„Wenn man den Ausstoß aller heimischen Industrie-Gifte addiert, kann einem schon angst und
bange werden“, so Hajo Bellmann. Das Vorstands- und Gründungsmitglied der GFL erinnert daran,
dass die Wählergemeinschaft Gemeinsam Für Lünen (GFL) 2007 aus dem Protest gegen das
Trianel-Kohlekraftwerk entstand. Schon damals sei das Kraftwerk ein technischer Dinosaurier und
weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar gewesen. Dennoch habe es mehr als ein Jahrzehnt
gedauert, bis die Bundesregierung den Kohleausstieg beschlossen habe.

GFL-Mitbegründer Hajo Bellmann.

Dass dieser Ausstieg ausgerechnet mit der Inbetriebnahme des neuen Kohlemeilers Datteln IV in direkter Nachbarschaft zu Lünen starten soll, sei absurd und nicht zu erklären. Das habe die Region der NRW-Landesregierung zu verdanken, die eine höchst fragwürdige sogenannte „Zielabweichungsentscheidung“ („Lex E.On“) beschloss. Hier sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Bislang habe der Kraftwerkseigentümer E.On/Uniper bedeutende Klagen gegen das Kraftwerksvorhaben verloren, die durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Betroffene angestrengt wurden. Die NRW-Landesregierung erwecke mit ihrer Sondergenehmigung das Dattelner Kraftwerk von den Toten. Der BUND rechne sich gute Chancen aus, auch die neuen Klagen zu gewinnen.

Die GFL schließt sich der Einschätzung des BUND an, wonach Datteln IV eine ökologische
Katastrophe und zudem ein Schwarzbau sei, der in 400 Meter Entfernung zur nächsten
Wohnsiedlung stehe. So dicht an einer Siedlung dürfe noch nicht einmal ein Windrad aufgestellt
werden. Datteln IV, keine 15 Kilometer von Lünen entfernt, sei gemessen am Klimanotstand ein in
Stahl und Beton gegossenes Steinzeit-Monstrum. Das Kohlekraftwerk führe zu zusätzlichen
Schadstoffeinträgen in die europarechtlich geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebiete Lippeauen
sowie Cappenberger Wälder; zudem werde durch Trianel und Datteln IV das heimische Ökosystem
laut Betriebsgenehmigungen stark mit Quecksilber belastet, so Hajo Bellmann weiter. Quecksilber
sei ein starkes Nervengift, das über die Nahrungskette zum Menschen gelangen könne. Die
Wählergemeinschaft GFL unterstütze deshalb ausdrücklich die Klagen des Umweltverbandes BUND
gegen Trianel und Datteln IV.

Steag verbrannte Öl-Pellets

Da der Jahresmittelwert für Quecksilber bei 300μg/m³ liegt und offensichtlich nur schwer
einzuhalten ist, entschloss sich die aktuelle Landesregierung von CDU und FDP den Wert von 200
μg auf 400 μg /m³ zu erhöhen. Zuvor hatte Rot-Grün diesen Wert noch auf 200 μg abgesenkt.
Selbst in den USA dürfte ein Kraftwerk mit diesen Werten nicht gebaut werden.
Datteln IV sei nur ein Beispiel. Jahrelang wurden bspw. im Lüner Steag-Kraftwerk, Öl-Pellets aus
Raffinerien verbrannt. Dabei handelt es sich um ölgebundenen Ruß. Diese Pellets, auch Petrolkoks
genannt, enthalten die hochgiftigen Schwermetalle Vanadium und Nickel; sie gelten als gefährlich
für die Umwelt (Ackerflächen etc.) und hochgradig krebserregend für Menschen.
Die GFL-Fraktion nimmt den Schwarzbau in Datteln zum Anlass, die Verwaltung im Ausschuss für
Stadtentwicklung und Umwelt um eine fachlich fundierte Einschätzung zu den vergangenen,
vorhandenen und erwartbaren Belastungen durch die Kohlekraftwerke und andere
Verbrennungsintensive Betriebe zu treffen.

Bellmann regt für Lünen ein Umdenken in der Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik von
Gewerbebetrieben an: Die Lippestadt solle auf Zukunftsbranchen mit umweltverträglichen
Betrieben setzen, die qualifizierte Arbeitnehmer beschäftigen.

Eine aktuelle Stellungnahme des BUND NRW zu „Datteln IV“ lesen Sie hier:

2020-04-20 Anlage zu den Anfragen an StuU KokW Anlage Datteln IV_ Relikt des Kohlezeitalters