Die GFL-Ratsfraktion begrüßt den Start des Baugebietes Am Diek in Wethmar. Allerdings komme die Entwicklung gut zehn Jahre zu spät. Auch sei das Verfahren ein trauriges Beispiel dafür, wie man mit Bürgern nicht umgehe, kritisiert die GFL.
September 2018 – vor knapp sechs Jahren fand die letzte Bürgerinformation zum neuen Baugebiet „Im Diek West“ statt. Seinerzeit informierte die Stadtverwaltung darüber, dass das 1,6 Hektar große Gelände nun entwickelt und die alte Hauptschule Wethmar abgerissen werde.
Weiter hieß es damals: Im Südosten des Areals sei Geschosswohnungsbau geplant; die Wohnungen würden an maximal 50 Flüchtlinge vergeben. Daneben entstehe weiterer Geschosswohnungsbau auf einer eigenen Fläche. Die Bauten würden öffentlich gefördert; davon sollten weniger betuchte Familien profitieren. Zudem seien seniorengerechte Ausstattungen vorgesehen. Und: Im Nordosten der Fläche sei eine Grünfläche bzw. ein Spielplatz vorgesehen, an den sich eine Kindertagesstätte anschließe. Diese könne ggf. erweitert werden.
„Wir begrüßen das Konzept im Grundsatz“, sagt Andreas Dahlke. Der GFL-Fraktionsvorsitzende: „Wir brauchen in Lünen öffentlich geförderte und damit bezahlbare Wohnungen. Auch weitere Kita-Plätze in Wethmar.“ Dahlke verweist jedoch darauf, dass sich die Planungen im Laufe der vergangenen sechs Jahre erheblich verändert hätten: Nunmehr sei von einer teilweisen Erhaltung des Hauptschulgebäudes für Kindergarten und Flüchtlingswohnungen in der ersten Etage die Rede.
Auch zu anderen Aspekten vermissten die Bürger laut GFL die Ergebnisse einiger Gutachten. Herbert Holinde, Anwohner des Baugebietes: „Hierzu gehören das Lärmgutachten, das Abwassergutachten, das Verkehrsgutachten, das Luft- und Klimagutachten. Diese sind der betroffenen Nachbarschaft nicht bekannt.“
Auch wurde den Bürgern vorenthalten, dass die Fläche mit dem Schulgebäude an eine Lüner Wohnungsbaugesellschaft verkauft wurde. Nun frage man sich vor Ort, inwieweit die Planänderungen und der Bau von 60 neuen Wohneinheiten an diesem Standort mit diesem Verkauf zu tun hätten, so Anwohner Holinde.
Der Gipfel der Intransparenz zeigte sich nach Meinung der GFL im Ratsausschuss für Stadtentwicklung und -planung im August vergangenen Jahres: Seinerzeit wurde dem Tagesordnungspunkt eine Skizze beigefügt, „die alles und nichts darstellte“, so Dahlke. „Umso erstaunlicher, dass dem Ausschuss ein weitgehend ausgearbeiteter Plan vorstellt wurde. Dieser wich allerdings von den 2018er Plänen wesentlich ab.“
Für die Anwohner des Gebietes Am Diek stellen sich nach Angaben der GFL wichtige Fragen: Nach den neueren Planungen werde die Kleingartenanlage, die eine Frischluftschneise für den Ortsteils Wethmar darstelle, durchschnitten. Welche Konsequenzen habe das? Wie verhalte es sich mit den Abständen zum Wald – auch gebe es Pflanzen- und Baumbewuchs am Bahndamm?
Kürzlich sah sich die GFL-Ratsfraktion vor Ort in Wethmar um. Dahlke: „Im Gespräch mit Bürgern wurde schnell klar, dass ihnen die Verkehrssituation in der Ernst-Weiß-Straße und Am Diek unter den Nägeln brennt.“ Insbesondere sei von Interesse, wie die Einbahnstraßenregelung geplant werde. Vorschläge der Anwohner aus 2018 seien auch hier nicht berücksichtigt worden.
Ein weiterer Kritikpunkt der Anwohner sei die Lage des öffentlichen Spielplatzes: Dieser solle in der hintersten Ecke des Plangebietes und in größtmöglicher Entfernung zur geplanten Wohnbebauung entstehen. Nach Auffassung der Anwohner sollte der Spielplatz näher an die Wohnbebauung verlegt werden.
Die GFL blickt auf zehn Jahre Entwicklungszeit kritisch zurück. Dahlke: „Es kann nicht sein, dass erst 10 Jahre nach Schließung der Hauptschule in Wethmar der Baustart erfolgt. In Wethmar spricht man schon längst von einem „lost place“.
Auch habe der gesamte Ablauf das Geschmäckle, dass die Interessen des neuen Grundstückseigentümers wichtiger als die Wünsche der Anwohner seien. Dahlke: „Wohl deshalb wurden die Bürger ignoriert. So geht man mit Bürgern im 21. Jahrhundert nicht um. Das gesamte Verfahren ist ein Negativ-Beispiel für zeitgemäße Stadtplanung.“
Auch hätte das städtische Areal mit Blick auf die leeren Kassen viel früher vermarktet werden müssen. Das zeige auch die falsche Prioritätensetzung und Missmanagement in der Stadtspitze, so Dahlke weiter.